Sie wollen die Auffangstation besuchen? Schade…

Es passiert immer wieder. In der Regel kommen sie an einem Sonntagmorgen in aller Frühe, wenn das Team der Auffangstation seine Arbeit beginnt.

»Guten Morgen«, klingt es oft mehrstimmig am Tor. »Wir sind extra früh aufgestanden. Wir wollen uns ihre Station anschauen.« Drei oder mehr Augenpaare schauen uns erwartungsvoll an. Jeder auf dem Sprung und wartend, dass jemand das Tor aufschließt und vier aufgeregte Hunde dahinter, endlich zur Ruhe kommen.

Obwohl es weder im Internet oder sonst einen Hinweis darauf gibt, ob und wann die Wildtierauffangstation besichtigt werden kann, ereignet sich diese kleine Geschichte immer wieder. Denn der Leser ahnt es: Die Station ist nur in Ausnahmefällen für Außenstehende geöffnet.

Andererseits: Es gibt auch keinen Hinweis darauf, dass sie geschlossen ist. Insofern sind die Überraschungsbesucher entschuldigt, wenn auch ein Telefonat mit uns, Frust auf beiden Seiten verhindert hätte.

Dann klären wir den Sachverhalt an dieser Stelle.

Die Wildtierauffangstation Niederrhein versorgt mit der angeschlossenen Greifvogelstation mehr als zwei hundert Tiere gleichzeitig. In der Mehrzahl zwar Greifvögel und Eulen. Aber wir nehmen nicht nur gefiederte Gäste auf. Sondern alles, was draußen in der Natur in unserer Nachbarschaft fleucht und scheucht. Bis auf ausgesprochene Schädlinge, d.h. Mäuse, Ratten, Bisam oder Nutria.

Die Zahl steigt noch einmal, wenn jetzt zum Frühjahr abgegebene Jungvögel (im letzten Jahr ca. 800 Exemplare) und die eigenen Nachzuchten hinzukommen.

Eine Menge Arbeit, die das Team voll in Anspruch nimmt. Da bleibt niemals Zeit für unangemeldete Führungen, denn wir sind kein Tierpark oder Zoo, in denen man auf bequemen Wegen flanieren kann.

Aber viel wichtiger ist das Wohl unserer Pfleglinge. Schauen wir uns ihre Ansprüche genauer an:

• Die Tiere der Falknerei trainieren wir praktisch das ganze Jahr. Die Beizvögel werden auf ihre Falkner geprägt. Kontakt mit Fremden ist daher ausgeschlossen. Er gefährdet den Trainingserfolg und macht einen Menge Mühe zunichte.

• Auch die Vögel, die für die Arbeit mit Praktikanten ausgebildet werden, gilt Besuchsverbot. Zwischen den Trainingseinheiten brauchen die Tiere Ruhe.

• Das Gleiche gilt für abgegebene und verletzte Wildtiere. Es leuchtet ein, dass wir sie zur Genesung nicht herumtragen, aus ihren Boxen zerren und vorführen wollen.

• Die gesundeten Exemplare wildern wir anschließend aus und entlassen sie in die Natur. Daher vermeiden wir auch in dieser Phase den Kontakt mit uns, wir pflegen sie isoliert von dem übrigen Betrieb in eigenen Kammern. Nahrung bekommen sie durch eine Futterklappe, um eine Prägung auf Menschen zu verhindern.

Junge Begalenuhu
Dieses Jahr haben uns unsere Bengalen-Uhus mit viel Nachwuchs überrascht. (Foto: Miriam Rupp)

• Zum Abschluß wären da noch die Zuchtvögel der Greifvogelstation Niederrhein. Für eine erfolgreiche Nachzucht benötigen sie Ruhe und Isolation. Selbst das Team betritt ihre Zuchtkammern nur in seltenen Fällen. Wenn uns auch jedes Mal die Neugier reizt, wie viele Eier sie gelegt und ausgebrütet haben.

Fassen wir noch einmal am Schluss zusammen:

Unangemeldete Besucher schaden unseren Tieren. Nehmen Sie bitte Rücksicht!

Besonders junge Besucher sind beeindruckt von unseren Tieren.
Besonders junge Besucher sind beeindruckt von unseren Tieren

Doch zuletzt habe ich eine gute Nachricht.

Es gibt ein paar Möglichkeiten, einen Fuß in die Station zu setzen und dabei viel über Eulen, Greifvögel und die übrigen Tiere zu lernen.

Denn wir wollen, dass Wissen über die Natur, die uns umgibt, weitergegeben wird. Und bei uns findet man eine Menge davon. Wir sind Praktiker, keine »NGOs« oder »Büllerbü«-Träumer. Wir stehen für eine realistische Sicht auf die Natur- und Tierwelt. Aus diesem Grund bieten wir mit entsprechendem Vorlauf, Führungen für kleine Gruppen an, die ausgesuchte Tiere und die Geschichten dahinter näher kennenlernen werden. Und die wir auf eine Weise führen, dass wir den Betrieb und die Ruhe der Vögel nicht stören.

Das können Kinder sein, aber auch Erwachsene, Schulen oder Kindergärten.

Wer die Faszination der Falknerei erleben will, für den bieten wir »Einen Tag als Falkner«. Eine Einzelperson oder ein Paar verbringen viel Zeit mit unseren Eulen und Greifvögeln. Inkl. Saubermachen und Füttern! Sie haben die Chance, nach einer persönlichen Einweisung unmittelbar an der Ausbildung der Vögel teilzunehmen.

Am Ende können Sie auf der Trainingswiese mit etwas Glück vor Publikum einen Ihrer neuen Freunde von der Faust starten und fliegen lassen.

Wer jedoch gerne der Romantik und Mystik von Uhu und Käuzen erliegt, den laden wir ein, mit einer Eule zusammen eine gute Stunde lang auf einer geführten Wanderung an der Niers teilzunehmen. Den Lederhandschuh bekommen Sie von uns gestellt.

Für Terminabsprachen, Einzelheiten und Kosten rufen Sie uns an. Gerne besprechen wir mit Ihnen die Details Ihres Besuchs.

Diese Frage erreicht die Wildtierauffangstation immer wieder!

In den meisten Menschen herrscht der Drang zu helfen. Auch bei verletzten Tieren, die man im Garten oder in Feld und Wald findet. Aber nicht jeder kann wirklich helfen.

Und da gibt es noch eine rechtliche Seite. Hier ist unsere Antwort!

Setzen! Sechs!

 

(+++ Achtung+++Update am Ende des Artikels+++)

In seinem Beitrag am 29.09.2022 in »Lokalzeit aus Duisburg« zeigte der WDR 2 zwei Uhus und im direkten Anschluss ihre Voliere in der Wildtierauffangstation Weeze. Dabei beschuldigte er die Station der Tierquälerei, da die Eulen nicht in Freiheit gehalten werden und keine Gelegenheit bekommen, in einer Flugschau zu fliegen. Die Eulen und das Gehege stehen für Jeden erkennbar in der Station in Weeze. Vermutlich entstanden die Aufnahmen beim Besuch der WDR-Redaktion anlässlich der Tagung der Tierparkdirektoren im Tierpark. Durch die Kombination von Wort und Bild wird bewußt so der Eindruck vermittelt, dass die Vögel hier unter schlechten Bedingungen gehalten werden..

Diese Form der Darstellung lässt uns an der journalistischen Qualität des WDR zweifeln. Die setzt im Gegensatz zur billigen Effekthascherei verantwortungsbewusste Recherche voraus.

Die hat hier gefehlt.

In der Voliere hält die Wildtierauffangstation neun europäische Uhus bzw. Kreuzungen mit anderen Uhuarten. Nicht zur Erbauung der Tierparkbesucher oder unserer, sondern die Vögel erhalten hier wie viele andere Vögel auch ein Gnadenbrot, da sie aus illegaler Haltung stammen und beschlagnahmt wurden.

Tiere aus einer solchen amtlichen Beschlagnahme dürfen per Gesetz nicht ausgestellt werden. Daher liegt ihre Voliere im hinteren Bereich der Anlage.

Sie können auch nicht ausgewildert werden, da sie nie gelernt haben in der Natur zu überleben. Kreuzungen zwischen verschiedenen Uhu-Arten dürfen zudem auf keinen Fall in die Natur entlassen werden.

Die Station hat die Uhus aufgenommen, nachdem sie etliche Jahre ohne engen Menschenkontakt in einer Voliere gehalten wurden. Es ist daher unmöglich, die Vögel z.b. für eine Flugshow zu trainieren.

Die Vögel haben aber selbstverständlich ausreichend Platz und Futter. Es geht ihnen so gut, dass die unerwünschte Fortpflanzung nur dadurch verhindert wird, dass wir ihnen zur Brutzeit Gipseier unterschieben.

All dies hätte ein Telefonat geklärt, aber der WDR zog den populistischen Schnellschuss vor.

Die Futterkosten von mehreren hundert Euro jährlich gehen zu Lasten der Auffangstation. Und noch für viele Jahre, da Uhus mehrere Jahrzehnte alt werden. Dazu kommen die Arbeiten durch ehrenamtliche Helfer, wie z.b. saubermachen, füttern und medizinische Versorgung. Unser Engagement zum Artenschutz nicht nur für diese Vögel tritt der WDR in seinem Beitrag mit Füßen.

Im Gegensatz zu einigen selbsternannten Tierpäpplern und -schützern, die der Westdeutsche Rundfunk mit oberflächigen Beiträgen immer wieder hofiert, besitzt die Auffangstation sämtliche notwendigen Genehmigungen. Ihre Arbeit wird vom Veterinäramt Kleve überwacht und kontrolliert.

Der WDR ist daher gut beraten, wenn er bei solchen Beiträgen in Zukunft statt Vorverurteilungen auszustrahlen, Rat bei kompetenten Ansprechpartnern holt.

 

Update vom 07.10.2022

Heute gegen Mittag hat sich die Redaktion der Lokalnachrichten Duisburg bei uns telefonisch gemeldet, nachdem ich ihnen auf Facebook den Inhalt dieses Artikels per Messenger einige Tage zuvovor zu schickte. Der Redakteur (leider habe ich mir seinen Namen nicht notiert (mea culpa)) bedauerte den falschen Eindruck, den der Bericht bei einem Zuschauer hinterlassen musste. Er nannte ihn einen journalistischen Fehler und bittet, ihn zu entschuldigen.

Die Entschuldigung klang aufrichtig, so dass die Greifvogelstation sie angenommen hat. Wir werden in einen späteren Gespräch mit dem WDR die Pronlematik und Probleme der Wildtierrettung näher erörtern.