Diese Frage erreicht die Wildtierauffangstation immer wieder!
In den meisten Menschen herrscht der Drang zu helfen. Auch bei verletzten Tieren, die man im Garten oder in Feld und Wald findet. Aber nicht jeder kann wirklich helfen.
Und da gibt es noch eine rechtliche Seite. Hier ist unsere Antwort!
Ein etwas anderer Jahresrückblick
Danke für Ihre Unterstützung im Jahre 2022! Ohne sie hätten wir es dieses Jahr nicht geschafft. Das gilt für die vielen freundlichen Spender, aber auch die Helfer im Hintergrund, ohne die die Wildtierauffangstation nicht denkbar wäre.
Keine Frage, es war ein hartes Jahr. Und es sieht so aus, als ob weitere schwere Zeiten folgen werden.
Ich möchte den Jahreswechsel zum Anlass nehmen, diesmal einen anderen Jahresrückblick zu schreiben. Keine Zahlen, wieviele hundert Greifvögel, Eulen, Singvögel, Igel und andere wildlebende Tiere unter Arten- und Naturschutz wir in diesem Jahr aufgenommen haben. Es gab reichlich zu tun. Der Schwerpunkt soll aber diesmal auf anderen Überschriften liegen. Themen, die im Hintergrund unsere Arbeit bestimmen.
Immer wieder sind die Verletzungen zu schwer, um die aufgenommenen Tiere wieder auszuwildern. Ein Habicht, den aufmerksame Helfer schwer verletzt aus einem Stacheldrahtzaun schneiden mussten, blieb über ein Jahr bei uns. Erst als das Federkleid nach der Mauser wieder hergestellt war und nach einem intensiven Flugtraining haben wir ihn wieder entlassen können. Solange kostete der Vogel Zeit und Futter. Futter, das dank der kurzsichtigen, ja verblendeten Politik immer schwerer zu beschaffen ist und selbstverständlich teurer wird.
Ein weiteres Beispiel sind zehn große Europäische Uhus, die schon eine ganze Weile bei uns gehalten werden. Sie stammen aus illegaler Haltung, wurden beschlagnahmt und müssen nun bis an ihr Lebensende versorgt werden. Da kommen jeden Tag mindesten 50 Futterküken zusammen. Und die Vögel werden bis zu 60 Jahre alt. Sie können ihre Voliere nicht verlassen und würden draußen nicht überleben. Als besonderen Dank für unsere Arbeit hier gab es einen Bericht des WDR, in dem wir deshalb als Tierquäler dargestellt wurden. Erfreulich, daß sich der zuständige Redakteur zwischenzeitlich dafür entschuldigt hat.
Doch das ist Routine. Fester und gewohnter Teil unserer Arbeit.
Aber in 2022 ist uns mehr als zuvor aufgefallen, wie häufig Natur- und Artenschutz nur vorgeschoben werden und als Projektionsfläche für eigene oder politische Absichten dient. Das betrifft z. b. Menschen, die um des persönlichen Vergnügens willen und ohne Verantwortungsgefühl wildlebende Tiere aufnehmen. Wenn das Interesse erlischt (Zitat: »Wir fahren jetzt in Urlaub, da können wir die Tiere nicht mehr versorgen«), geben diese Leute die Tiere bei uns ab. Das gilt u. a. für Gänse, aber auch z. B. für Krähen, die obwohl angeblich erst gestern verletzt gefunden, brav und zutraulich auf dem Finger des »Finders« ausharren. Eine Tüte mit Spielzeug (»das hier mag er besonders gern!«) gibts noch dabei. Da findet sich sogar eine selbsternannte Station, die sich um Seeschwalben kümmert, seltene und geschützte Vögel.
Daß solche Tiere häufig nicht mehr ausgewildert werden können, blenden die Leute aus. Eine so aufgezogene Krähe wird von ihren wilden Artgenossen beispielsweise sofort getötet.
Alle diese Ambitionen sind illegal und verstoßen gegen mehrere Landes- und Bundesgesetze, werden aber zum Teil sogar von lokalen Fernsehsendern hofiert.
Unrechtsbewusstsein findet man so gut wie nie!.
Die Antwort der Politik: »Keine Zeit, kein Personal!«
Leider untergegangen ist das 25 jährige Bestehen unserer Greifvogelstation. Beim 20 jährigen Jubiläum noch groß angekündigt, ist das entsprechende Fest in den Irrungen und Wirrungen der Kommunalpolitik untergegangen. Als einzige Reaktion fanden wir in einem Kaninchenstall neben der Station eine Packung Toffeefee, nebst 50 Euro und einem kleinen Anschreiben eines führenden Kommunalpolitikers. Ausdruck der Wertschätzung für ein Vierteljahrhundert Unternehmertum am Niederrhein!-
Vielleicht können wir es 2023 nachholen. Ich lasse es sie wissen!
Versprochen!
Nochmals Dank für Ihre Spendenbereitschaft. Und vor allen Dingen: Bleiben Sie gesund!
Ihr Team der Auffangstation vom Niederrhein
Quarantäne!
Leider ist im benachbarten Tierpark die Geflügelpest (H5N1) ausgebrochen. Das hat auch Konsequenzen für die Wildtierauffangstation.
Wir können aus diesem Grund außer Greifvögeln und Eulen keine anderen Vögel aufnehmen.
Setzen! Sechs!
(+++ Achtung+++Update am Ende des Artikels+++)
In seinem Beitrag am 29.09.2022 in »Lokalzeit aus Duisburg« zeigte der WDR 2 zwei Uhus und im direkten Anschluss ihre Voliere in der Wildtierauffangstation Weeze. Dabei beschuldigte er die Station der Tierquälerei, da die Eulen nicht in Freiheit gehalten werden und keine Gelegenheit bekommen, in einer Flugschau zu fliegen. Die Eulen und das Gehege stehen für Jeden erkennbar in der Station in Weeze. Vermutlich entstanden die Aufnahmen beim Besuch der WDR-Redaktion anlässlich der Tagung der Tierparkdirektoren im Tierpark. Durch die Kombination von Wort und Bild wird bewußt so der Eindruck vermittelt, dass die Vögel hier unter schlechten Bedingungen gehalten werden..
Diese Form der Darstellung lässt uns an der journalistischen Qualität des WDR zweifeln. Die setzt im Gegensatz zur billigen Effekthascherei verantwortungsbewusste Recherche voraus.
Die hat hier gefehlt.
In der Voliere hält die Wildtierauffangstation neun europäische Uhus bzw. Kreuzungen mit anderen Uhuarten. Nicht zur Erbauung der Tierparkbesucher oder unserer, sondern die Vögel erhalten hier wie viele andere Vögel auch ein Gnadenbrot, da sie aus illegaler Haltung stammen und beschlagnahmt wurden.
Tiere aus einer solchen amtlichen Beschlagnahme dürfen per Gesetz nicht ausgestellt werden. Daher liegt ihre Voliere im hinteren Bereich der Anlage.
Sie können auch nicht ausgewildert werden, da sie nie gelernt haben in der Natur zu überleben. Kreuzungen zwischen verschiedenen Uhu-Arten dürfen zudem auf keinen Fall in die Natur entlassen werden.
Die Station hat die Uhus aufgenommen, nachdem sie etliche Jahre ohne engen Menschenkontakt in einer Voliere gehalten wurden. Es ist daher unmöglich, die Vögel z.b. für eine Flugshow zu trainieren.
Die Vögel haben aber selbstverständlich ausreichend Platz und Futter. Es geht ihnen so gut, dass die unerwünschte Fortpflanzung nur dadurch verhindert wird, dass wir ihnen zur Brutzeit Gipseier unterschieben.
All dies hätte ein Telefonat geklärt, aber der WDR zog den populistischen Schnellschuss vor.
Die Futterkosten von mehreren hundert Euro jährlich gehen zu Lasten der Auffangstation. Und noch für viele Jahre, da Uhus mehrere Jahrzehnte alt werden. Dazu kommen die Arbeiten durch ehrenamtliche Helfer, wie z.b. saubermachen, füttern und medizinische Versorgung. Unser Engagement zum Artenschutz nicht nur für diese Vögel tritt der WDR in seinem Beitrag mit Füßen.
Im Gegensatz zu einigen selbsternannten Tierpäpplern und -schützern, die der Westdeutsche Rundfunk mit oberflächigen Beiträgen immer wieder hofiert, besitzt die Auffangstation sämtliche notwendigen Genehmigungen. Ihre Arbeit wird vom Veterinäramt Kleve überwacht und kontrolliert.
Der WDR ist daher gut beraten, wenn er bei solchen Beiträgen in Zukunft statt Vorverurteilungen auszustrahlen, Rat bei kompetenten Ansprechpartnern holt.
Update vom 07.10.2022
Heute gegen Mittag hat sich die Redaktion der Lokalnachrichten Duisburg bei uns telefonisch gemeldet, nachdem ich ihnen auf Facebook den Inhalt dieses Artikels per Messenger einige Tage zuvovor zu schickte. Der Redakteur (leider habe ich mir seinen Namen nicht notiert (mea culpa)) bedauerte den falschen Eindruck, den der Bericht bei einem Zuschauer hinterlassen musste. Er nannte ihn einen journalistischen Fehler und bittet, ihn zu entschuldigen.
Die Entschuldigung klang aufrichtig, so dass die Greifvogelstation sie angenommen hat. Wir werden in einen späteren Gespräch mit dem WDR die Pronlematik und Probleme der Wildtierrettung näher erörtern.